Abzesschirurgie

Ein Abszess schmerzt, drückt und kann unter Umständen und je nach Lokalisation lebensgefährlich werden. Bei einem Abszess handelt es sich um einen neu gebildeten, mit Eiter gefüllten und mit einer Kapsel abgegrenzten Hohlraum, der in jedem Bereich des Körpers entstehen kann. Abszesse können auch im Bauchraum, in inneren Organen, Knochen und sogar im Gehirn entstehen.
Besonders häufig sind Abszesse der Haut. Abszesse können auch Hinweise auf andere Erkrankungen geben und sind oftmals nicht sicher ohne ärztliche Behandlung auszuheilen.

Ein Furunkel dagegen ist eine Haarbalgentzündung, die ansonsten mehr oder weniger dem Abszess ähnelt. Das Verschmelzen mehrerer Furunkel nennt man Karbunkel.

Damit sich die Entzündung nicht weiter ausbreitet, bildet der Körper eine Abszessmembran als Kapsel. Unter der Haut wird eine Verhärtung spürbar, man tastet eine „Beule“.

Abgrenzung zu anderen Hauterscheinungen

Im Gegensatz zu eitrigen Pickeln ist der Abszess meist nicht direkt sichtbar. Im Vordergrund stehen Rötungen, Schwellungen, Schmerzen und Druckempfindlichkeit.  Außerdem die bereits erwähnte, fühlbare Verhärtungen rund um den eitergefüllten Hohlraum.

Eine sichere Abgrenzung zu anderen Veränderungen wie z.B. Fibromen oder Atheromen ist für den Laien nicht in jedem Fall möglich. Deshalb ist ein Arztbesuch von Nöten.

Die meisten Abszesse entstehen durch Bakterien. Typischerweise ist der Erreger „Staphylococcus aureus“ beteiligt. Dieser hat ein Enzym (Ferment), welcher zur oben beschriebenen Hohlraumbildung führt. In diesem sammeln sich abgestorbene Zellen, Abwehrzellen, Bakterien und Körperflüssigkeiten, also Eiter. Häufig bilden sich Abszesse an Haarwurzeln, Schweißdrüsen oder Talgdrüsen, wenn deren Ausführungsgänge verlegt werden.

Abszesse können nach Wunden, die nicht sachgemäß behandelt werden entstehen aber auch nach Injektionen (Spritzen).
Bei chronischen Krankheiten wie z.B. Diabetes mellitus oder auch Hauterkrankungen wie Akne, Neurodermitis oder Schuppenflechte stellen Risikofaktoren für Abszesse dar.
Aber auch durch Reibung von nicht korrekt sitzender Kleidung kann zu einer oberflächlichen Verletzung und letztlich zu Abszessen führen. Ebenso die mangelnde Körperhygiene.

Chronische Erkrankungen oder durch Medikamente für eine Erkrankung können zu einem geschwächten Immunsystem führen. Eine Schwächung der körpereigenen Abwehr kommt auch durch übermäßigen Konsum von Alkohol oder anderen Drogen zustande. Insbesondere der Nikotinabusus führt gerne zu größeren oder häufiger auftretenden Abszessen.

Zu den typischen Beschwerden zählen neben einer Rötung und Überwärmung, Spannungsgefühle und tastbaren druckschmerzhaften Schwellungen. Je nach Lokalisation ist der Abszess als Beule auch sichtbar.

Bei Abszessen im Inneren oder schweren Verläufen können Fieber, Schmerzen z.B. im Bauchraum, Abgeschlagenheit, ein allgemeines Krankheitsgefühl und auch Kreislaufbeschwerden hinzutreten.

Abszesse können überall im Körper vorkommen. So gibt es z.B. auch Leberabszesse oder auch Eiteransammlungen in Knochen nach einer chronischen Knochenmarksentzündung.
Meist treten sich jedoch um den After, an den Innenseiten der Oberschenkel, in der Leistenregion oder den Achseln, am Rücken und an der Brust auf.

Perianalabszesse

Abszesse im Analbereich sind keine Seltenheit. Ausgang hat dies in den Afterdrüsen (im Bereich der Schließmuskel). Der Abszess geht Aufgrund der Sensibilität der Schleimhäute und des Schließmuskels meist mit starken Schmerzen einher. Neben dem Druckschmerz tritt eine Schwellung am Afterrand auf. Fieber kann hinzukommen, wenn es zu einer Spontaneröffnung kommt auch zu einer Sekretion, wobei dann der Schmerz nachlässt.

Ein Abszess ist baldmöglichst zu eröffnen, damit der Eiter abfließen kann und es nicht zu einer Zerstörung des Kontinenzorganes oder gar zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommt. Die Eröffnung kann in örtlicher Betäubung oder in Narkose erfolgen. Nach Eröffnung lässt auch der Schmerz nach.
Der Analabszess ist das akute Stadium, die Analfistel die chronische Form der Entzündung. (Siehe hierzu auch unter Proktologie/Analfistel).

Abszess unter der Achsel

Durch Rasur kann es zu winzigen Verletzungen kommen, die dann eine Eintrittspforte für Keime darstellen. Durch Rasuren kann es aber auch zu eingewachsenen Haaren kommen, die dann zu einer Haarbalgentzündung und ggf. bei weiterer Ausbildung auch zu Abszessen führen. Durch Deodorants können zu Reizungen und Ausschlägen führen, die dann wiederum letztlich zu Abszessen führen können. Des Weiteren kann es auch zu Entzündungen der Schweißdrüsen kommen.
Der Arm schmerzt bei jeder Bewegung, es kommt zur Druckschmerzhaftigkeit. Die Abszesse dürfen auf keinen Fall „ausgedrückt“ werden, da die Gefahr besteht, dass Keine in das umliegende Gewebe oder gar in die Blutbahn gelangen. Auch in diesem Fall sollte der Abszess ärztlich behandelt werden.

Abszesse im Gesicht

Auch im Gesicht sind Abszessbildungen möglich. Wenn diese nicht oder falsch behandelt werden („ausdrücken“), können Keime über die Blutbahn direkt in das Gehirn gelangen. Insbesondere Entzündungen oberhalb der sog. Nasolabialfalte sind gefährlich.

Abszesse am Rücken

Abszesse am Rücken liegen häufig tief und sind meist kaum sichtbar. Sie machen allerdings mit Schmerzen beim Sitzen oder Liegen auf sich aufmerksam. Auch hier sollten Sie einen Arzt aufsuchen, damit der Abszess eröffnet werden kann.

Abszess an der Brust

Durch eine Entzündung der Brust- oder Milchdrüsen kann es letztendlich auch zur Abszessbildung in der Brust kommen. Insbesondere stillende Mütter können davon betroffen sein. Durch die Tiefe der Lokalisation kann die Erkennung erschwert sein. Eine Ultraschalluntersuchung kann hier unterstützend eingesetzt werden.

Abszess behandeln

An der Behandlung führt kein Weg vorbei. Diese variiert je nach Lage, Größe und Beschaffenheit des Abszesses. Jeder Abszess ist von einem Arzt zu untersuchen. Vor allem aber sollte in folgenden Fällen ein Arzt aufgesucht werden:

  • bei Abszessen im Gesichts- und Mundbereich
  • wenn Schmerzen und eventuell Fieber auftritt
  • wenn eine deutliche Verhärtung unter der Haut feststellt wird
  • wenn häufiger Abszesse auftreten und
  • wenn ein roter Strich in Nähe des Abszesses zu sehen ist (Entzündung der Lymphbahn)

Chirurgische Behandlung

Es gilt die jahrtausendalte Weisheit: Ubi pus, ibi evacua (Dort wo Eiter ist, entleere ihn)

Wegen der Kapsel reicht meist eine konservative Behandlung mit desinfizierenden Salben nicht aus. Dies kann allenfalls unter engmaschiger ärztlicher Beobachtung für einige Tage versucht werden.
Ein Antibiotikum wird vor allem bei einer Entzündung des umliegenden Gewebes eingesetzt. (Phlegmone).

Die Behandlung mit einer sog. Zugsalbe (Destillat aus Ölschiefer) fördert die Abszessentstehung und ist meiner Ansicht nach heute obsolet.

Bei einem Abszess ist ein kleiner chirurgischer Eingriff Therapie der Wahl. Der Eingriff findet in der Regel in einer lokalen Betäubung statt. Der Abszess wird eröffnet, damit der Eiter abfließen kann. Abgestorbenes Gewebe wird schonend entfernt, die Höhle mit einer desinfizierenden Lösung gespült und ggf. eine Drainage gelegt. Eventuell kann die Wunde mit Nähten verkleinert werden, prinzipiell muss aber eine Öffnung zum Abfließen verbleiben. Die Wunde soll dann langsam von innen nach außen abheilen. Dies nennen wir eine sekundäre Wundheilung. Selten muss während oder nach solch einem Eingriff ein Antibiotikum verabreicht werden.

Natürlich ist die Versuchung groß, wenn es schmerzt und drückt, selbst den Abszess zu eröffnen. Wenn man versucht den Abszess aufzudrücken, kann sich dieser in das umliegende Gewebe entleeren, womit die Entzündung streut.
Es kann zu einer Phlegmone (eitrige, sich diffus ausbreitende Infektionserkrankung der Weichteile) kommen, unter Umständen bis hin zu einer Sepsis (Blutvergiftung).

Wie bereits oben dargestellt bleibt die Wunde nach der Eröffnung in der Regel offen und heilt allmählich aus der Tiefe ab. Anfangs bestellen wir Sie engmaschig ein, um den Verlauf zu beobachten und um die Wunde zu spülen. Später können Sie das selber tun und auch die neuen Verbände ggf. mit desinfizierenden Salben auflegen.